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Nachrichten aus Schweizer archäologischen Forschungen in Griechenland

Die Schweizerische Schule publiziert seit 2015 einen Jahresbericht seiner wissenschaftlichen Aktivitäten für ein breites Publikum. Dieser Bericht ist am Ende des Jahres in zwei Versionen, Französisch-Deutsch und Griechisch-Englisch, erhältlich.

 

Nachrichten aus Schweizer archäologischen Forschungen in Griechenland 2024

In der Julisonne kündigten die letzten Hacken und Kellen an, dass die Ausgrabungen im Artemision von Amarynthos nach 13 kontinuierlichen Kampagnen (2012-2024) vorübergehend eingestellt werden. Die Werkzeuge weichen Skalpellen, Q-Tips und Computertastaturen, während die Ausgräberinnen und Ausgräber in die Museen und Bibliotheken zurückkehren. Es beginnt die Schattenarbeit der Archäologie, mit der Analyse der Funde und deren Veröffentlichung. Allein der Tempelbereich erfordert die Zusammenarbeit von mehreren Dutzend Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt. Im Laufe der Jahre hat die ESAG ein robustes System aufgebaut, das es unseren Teams ermöglichen soll, die Überreste des Artemision in einem hoffentlich baldigen Zeithorizont zu veröffentlichen. Auf jeden Fall ist der Publikationsprozess bereits in vollem Gange, denn Ende 2024 erscheint der erste Band der neuen Reihe AMARYNTHOS. Die Ehre gebührt natürlich Denis Knoepfler, der ein Dekret mit Bezug zum Heiligtum und den Institutionen der Stadt veröffentlicht.

Obwohl die Ausgrabungen in Amarynthos in den letzten Jahren im Mittelpunkt des Interesses standen, wurden die Untersuchungen auch in Eretria fortgesetzt. In dieser Ausgabe werden drei Forscherinnen porträtiert. Weitere Studien sind im Gange, insbesondere zur prähistorischen (Sylvie Müller Celka), klassischen (Claudia Gamma) und römischen (Simone Zurbriggen) Keramik, aber es ist vor allem die archaische Keramik aus Eretria, die mit der Veröffentlichung der Dissertation von Tamara Saggini in der Reihe ERETRIA, Band XXVI, geehrt wird. Ihr Werk bietet einen reichen Überblick über die Keramik des 6. und frühen 5. Jh.s v. Chr.

Parallel dazu wird der Ausbildungs- und Forschungsauftrag der ESAG fortgesetzt. In zahlreichen Praktika konnten die Schweizer Studierenden ihre Ausbildung in den Bereichen Keramik, Kleinfunden und Architektur vervollständigen. Auf Euböa und in der Ägäis wurden unter der Leitung der ESAG weitere Grossprojekte durchgeführt: Die Prospektion zwischen Eretria und Amarynthos wurde fortgesetzt und die Ausgrabungen am Berg Hellanion Oros in Ägina lieferten auch dieses Jahr spannende Erkenntnisse über die Besiedlung der Insel zwischen der Bronze- und der frühen Eisenzeit. Bei Antikythera werden durch die Unterwassergrabungen immer wieder neue Teile des berühmten Schiffswracks und seiner Ladung an die Oberfläche gebracht. 2024 wurden auch die Feldarbeiten in Eretria wieder aufgenommen, mit einem dreijährigen Projekt zur Vermessung und Untersuchung der Überreste des Hafens in Zusammenarbeit mit der Ephorie für Unterwasser-Altertümer und der Octopus-Stiftung. Auch fernab des Feldes macht die Archäologie wissenschaftliche Fortschritte: Das in Zusammenarbeit mit der biologischen Fakultät der Universität Lausanne durchgeführte Projekt für antike DNA lieferte erste bemerkenswerte Ergebnisse zur Identität der Bevölkerung von Eretria von der Bronzezeit bis zur späten römischen Epoche.

 

1964-2024
Im Jahr 2024 jährt sich zum sechzigsten Mal der Beginn der Ausgrabungen durch Schweizer Archäologinnen und Archäologen in Eretria. Dies ist eine gute Gelegenheit, an die Vision und die Rolle unserer Vordenker und Vordenkerinnen zu erinnern: Karl Schefold und Lily Kahil auf Schweizer Seite, Ioannis Papadimitriou und Vasilis Petrakos auf griechischer Seite. Ohne ihr gemeinsames Wirken wäre die Schweizer Archäologie in Griechenland nicht das, was sie heute ist. Was die Jubiläen betrifft, so wird 2025 das 50-jährige Bestehen der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland gefeiert, ohne die es unmöglich wäre, ambitionierte Ausgrabungen und Forschungsaktivitäten der Schweiz in Griechenland durchzuführen.

 

Hellanion Oros, Ägina
Das fünfjährige Forschungsprogramm auf dem Berg Hellanion Oros auf der Insel Ägina besteht aus zwei Teilen: der Ausgrabung des Gipfels und der archäologischen Prospektion des südlichsten Teils der Insel, rund um den Hellanion Oros. In der vierten Kampagne konzentrierten sich die Arbeiten des griechisch-schweizerischen Teams auf die Überreste des befestigten Dorfes aus der spätmykenischen Zeit. Mehrere Gebäude lieferten zahlreiche Vorrats- und Kochgefässe sowie ein Grab. Die Prospektion ergab zwei bisher unbekannte Fundstätten, von denen eine aus dem späten 4. und frühen 3. Jahrtausend v. Chr. und die andere aus der mykenischen und historischen Epoche stammt, sowie einen Steinbruch für Vulkangestein.

 

Die Artemision von Amarynthos (Euböa), Ausgrabung und Prospektion
Die Sommerausgrabung 2024 im Artemision war die letzte Kampagne im Bereich des Tempels, bevor die Forschung in eine neue Phase eintritt, in der die Funde untersucht und veröffentlicht werden. Zu den Entdeckungen gehört, dass der Tempel aus dem späten 8. Jh. v. Chr. über eine abgerundete Vorhalle verfügte. Unter seinen Fundamenten wurden zwei ältere Gebäude aus mykenischer Zeit freigelegt. Die Ausgrabung auf Paleoekklisies erreichte den natürlichen Boden des Hügels unter 3 m Sediment und lieferte eine grosse Menge an Keramik, die an den Beginn des Frühhelladikums I, um 3000 v. Chr., datiert werden kann.

Das Eretria-Amarynthos Survey Projekt untersucht die Entwicklung der menschlichen Besiedlung in der Ebene von Eretria von der Bronzezeit bis in die byzantinische Zeit. Besonderes Augenmerk gilt dem Artemis-Heiligtum und seinem Einfluss auf die räumliche Organisation der Region. Im Rahmen der vierten Kampagne wurden die Ufer des Sarandapotamos untersucht, um die Kontinuität zu den vorangegangenen Untersuchungen zu gewährleisten. Trotz geringer archäologischer Funde im Delta konnten bedeutende Konzentrationen in höher gelegenen Gebieten identifiziert werden. In Gymnou wurden Überreste aus byzantinischer und antiker Zeit gefunden, die auf eine bedeutende Besiedlung hindeuten.

 

Unterwasserforschung im antiken Hafen von Eretria
Die Erforschung der Unterwasserstrukturen im Hafen von Eretria begann in diesem Jahr mit einer ersten Reinigungs- und Vermessungskampagne. Der Plan der Seebefestigung wurde um die gesäuberten Abschnitte ergänzt und die ersten Hafenstrukturen konnten teilweise vermessen werden. Mehrere Bereiche mit verstreuten Blöcken und einige Strukturen müssen noch mehr untersucht werden. Parallel dazu wurden durch eine bathymetrische Vermessung interessante Bereiche identifiziert und die Strukturen nach einer Schätzung der antiken Küstenlinie neu platziert.

 

Das Schiffwrack von Antikythera
Das Team aus Schweizer und griechischen Archäologen und Tauchern schloss im Mai/Juni die vierte Unterwasserforschungskampagne zum Schiffswrack von Antikythera ab. Die Arbeiten sind Teil eines fünfjährigen Forschungsprogramms (2021-2025) der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland, das von der Universität Genf (UNIGE) geleitet wird. Die systematischen Unterwasserausgrabungen, bei denen neben der Einrichtung eines wissenschaftlichen Feldlabors erneut modernste Technologien wie Unterwasserdrohnen und Photogrammetrie zum Einsatz kamen, führten unter anderem an der Fundstelle A zur Entdeckung eines Teils des Schiffsrumpfs in situ. Erste Untersuchungen der Fundstelle B haben ebenfalls Hinweise auf Schiffsreste unter dem Meeresboden erbracht. Die Beziehung zwischen den beiden 200m voneinander entfernten Zonen wird noch zu klären sein.

Nachrichten aus Schweizer archäologischen Forschungen in Griechenland 2023

Wie bei jedem Filmabspann, werden auch am Ende des Dokumentarfilms Artémis – Le temple perdu die Mitwirkenden aufgezählt, die Teil des grossen Abenteuers waren, das zur Entdeckung des Heiligtums von Amarynthos führte. Mit der Ausstrahlung dieses Dokumentarfilms auf RTS und Arte sowie dessen bevorstehenden Übersetzung ins Italienische und Neugriechische schlägt die ESAG eine neue Seite auf. Obwohl die Entdeckung des Heiligtums heute als selbstverständlich gilt, war sie zu Beginn der 2000er Jahre noch eine ferne Hoffnung.

 

Die Artemision von Amarynthos (Euböa), Ausgrabung und Prospektion
Im Laufe der Ausgrabungen 2023 in Amarynthos wurde der gesamte Artemistempel freigelegt. Mindestens drei Gebäude standen in sukzessiver Reihenfolge an diesem Ort: Das älteste wird auf das 8. Jh. v. Chr. oder früher datiert. Ihm folgte ein archaisches Hekatompedon, dessen Freilegung mehrere hundert wertvolle Opfergaben an den Tag brachten. In den Innenräumen befanden sich ausserdem mehrere Altäre. Der jüngste Tempel, von dem nur noch die Grundmauern erhalten sind, wurde Ende des 6. Jh. v. Chr. errichtet. Sondierungen auf dem Hügel über dem Heiligtum haben bestätigt, dass es im 3. Jt. v. Chr. ein Befestigungssystem gab. Ein Grab aus dem 17./16. Jh. v. Chr. enthielt die Überreste mehrerer Individuen sowie zwei kleine Vasen.

Die Erforschung des Heiligtums wird durch ein Prospektionsprojekt in der Region zwischen Eretria und Amarynthos ergänzt (EASP). Nach Abschluss der dritten Prospektions-Kampagne sind nun 21 km2 mit insgesamt 189 Strukturen (aus allen Perioden) untersucht. Die Abhänge des Servouni waren in der byzantinischen und mittelalterlichen Zeit dicht besiedelt. Ein Dutzend isolierter Bauernhöfe aus der klassischen und hellenistischen Zeit konnten ausgemacht werden. Geomorphologische Analysen werden derzeit ebenfalls durchgeführt, um die Erosions- und Anschwemmungsdynamiken und deren Auswirkungen auf die Siedlungs-, Landwirtschafts- und Weidepraktiken in der Antike besser zu verstehen.

 

Hellanion Oros, Ägina
Das fünfjährige Forschungsprogramm am Berg Hellanion Oros auf der Insel Ägina hat zwei Teile: Grabungen am Gipfel und archäologische Erkundungen des südlichsten Teils der Insel um den Berg Oros herum. In der dritten Kampagne hat das griechisch-schweizerische Team sich auf die Ausgrabung einer Zerstörungsschicht konzentriert, die ungefähr dreissig vollständige Vasen aus mykenischer Zeit ergeben hat. Auf dem Gipfel dieses Berges wurden fast 4000 Jahre menschlicher Besiedlung nachgewiesen. Der Berg wurde sowohl als Kultstätte (Zeusheiligtum) als auch als Wohnort genutzt.

 

Das Schiffwrack von Antikythera
Das Team von schweizerischen und griechischen Archäologen und Tauchern schloss im Mai/Juni die dritte Unterwasser­forschungs-Kampagne zum Schiffswrack von Antikythera ab. Die Arbeiten sind Teil eines fünfjährigen Forschungsprogramms (2021–2025) der ESAG unter der Leitung der Universität Genf. Die systematischen Ausgrabungen profitierten vom Einsatz modernster Technologien wie Unterwasserdrohnen, Fotogrammetrie und der Einrichtung eines wissenschaftlichen Feldlabors auf der Insel Antikythera. Die Untersuchungen lieferten neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte der Fundstätte sowie weiteres archäologisches Material, das die bisherigen Kenntnisse über die Passagiere und die Ladung des Schiffes erweitern wird.

 

An der Schnittstelle zwischen Geo- und Biowissenschafte
Die Untersuchung von Überresten vergangener Zeiten ist nicht nur für Archäologen und Historiker von Bedeutung. Immer mehr Bereiche der Bio- und Geowissenschaften werden genutzt, um feine Hinweise auf verderbliche oder für das blosse Auge unsichtbare Materialien zu finden oder um Bewegungen der Bevölkerung und die Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt im Laufe von Jahrtausenden zu rekonstruieren. Diese Wissenschaftler tragen wesentlich zur Archäologie bei, indem sie nicht nur Technik, sondern auch neue Sichtweisen auf die Antike liefern. Die Arbeit dieser Spezialisten, die von der Stavros Niarchos Stiftung unterstützt werden, fliesst direkt in die laufenden Forschungen in Amarynthos und Eretria ein. Hier sind einige Porträts dieser Forscher.

Jahresbericht 2022

Mit ungerührtem und tiefem Blick hält eine weibliche Figur ein Rehkitz in den Armen, das sich eng an sie zu schmiegen scheint. Dieses starke Bild, das zweifellos seinen Platz in den Büchern über griechische Kunst finden wird, wurde am Dienstag, den 4. Oktober 2022, von den 93.000 Lesern und den 7 Millionen Online-Besuchern der Zeitung Le Temps gesehen, die es zu ihrer Titelgeschichte machte. Ein archäologisches Projekt lässt sich nie auf ein Objekt reduzieren, doch die am 12. Juli 2022 im Artemistempel entdeckte Statuette vermag die griechisch-schweizerischen Ausgrabungen im Artemision von Amarynthos sicherlich zu verkörpern.

Das andere starke Bild des Jahres 2022, das wiederum in der New York Times vom 30. Juni 2022 abgedruckt wurde, führt uns in die Tiefen des Ägäischen Meeres vor Antikythera : Ein Marmorkopf eines bärtigen Mannes, der trotz der Meeresablagerungen, die sein Gesicht bedecken, die Züge des Herakles bewahrt, erblickte nach zweitausend Jahren unter Wasser wieder das Licht der Welt.

Zwei Statuen aus verschiedenen Epochen, mit unterschiedlichen Lebenswegen, Geschichten und Fundkontexten, die jedoch durch die aussergewöhnliche Konnektivität des antiken Mittelmeerraums miteinander verbunden sind. Diese einzigartigen Funde verdeutlichen den Umfang der von der ESAG im Jahr 2022 durchgeführten Projekte und haben die Begeisterung der breiten Öffentlichkeit geweckt.

An der Ausgrabungskampagne in Amarynthos nahm ein Team von über 70 Personen teil (ein Rekord für die ESAG), das sich aus ArchäologInnen, PraktikantInnen, Arbeitern, RestauratorInnen, MikromorphologInnen und GeomorphologInnen zusammensetzte. Die Ausgrabung des spätarchaischen Tempeldepots, das 2020 entdeckt worden war, wurde abgeschlossen, wodurch die Anzahl der Fundobjekte auf fast 700 anstieg. Anhand dieses aussergewöhnlichen Ensembles können die kultischen Praktiken und die Identität der DedikantInnen untersucht werden. Die Erforschung des Heiligtums wird durch ein Prospektionsprojekt ergänzt. 2021 und 2022 wurden fast 600 Hektar erforscht, wobei neue antike Siedlungszentren entdeckt wurden. Eines davon, das 1 km vom Artemision entfernt liegt, könnte das Zentrum des aus Inschriften bekannten Demos Amarynthos sein. Das Fehlen von Siedlungsresten aus der Zeit des Heiligtums auf dem Hügel von Paläoekklisies legt nahe, dass die umliegende Gegend der Gottheit geweiht war. Die Kombination von Ausgrabungs- und Prospektionsdaten ermöglicht somit ein besseres Verständnis der Entstehung der eretrischen Sakrallandschaft, ein Thema, das im Mittelpunkt des aktuellen Forschungsprogramms steht.

Im Süden Euböas wurde die Erforschung der „Drachenhäuser“ mit der Ausgrabung des Gebäudekomplexes von Palli Lakka südlich von Styra fortgesetzt. Die in den Sondagen gefundene Keramik lässt auf eine Errichtung in der Antike schliessen. Die Funktion des Komplexes bleibt jedoch rätselhaft, auch wenn seine Nähe zu den Cipollino-Steinbrüchen einen wirtschaftlichen und sozialen Kontext für die römische Kaiserzeit liefert.

Auf der Insel Ägina erforschte ein kleines Team in Zusammenarbeit mit der Ephorie des Piräus und der Inseln den Gipfel des Oros, des höchsten Berges des Saronischen Golfs. Bei den Arbeiten wurden Funde und Keramik freigelegt, die auf den Ursprung der Kultstätte in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends schliessen lassen. Die neuen Indizien werden einen besseren Einblick in die Geschichte dieses Ortes in der Bronzezeit ermöglichen und gleichzeitig den Grundstein für eine systematischere und grösser angelegte Erforschung ab 2023 legen.

In Antikythera schliesslich gelang es dem Taucherteam, mehrere Felsbrocken, die den Bereich des Schiffswracks in fast 60 m Tiefe teilweise bedeckt hatten, zu entfernen und den Sockel einer Statue sowie den bereits erwähnten Marmorkopf freizulegen. Die spektakulären Entdeckungen aus dem Jahr 2022 liefern viele Informationen über die Fundverteilung und die Untergangsbedingungen des reichsten Wracks, das jemals in Griechenland gefunden wurde

Jahresbericht 2021

Trotz der Schwierigkeiten wegen der Covid-19 Pandemie und der furchtbaren Waldbrände, welche Griechenland und vor allem die Insel Euböa verwüstet haben, war das Jahr 2021 geprägt von dem Willen, eine Art Normalität wiederherzustellen, insbesondere was die Aktivitäten im Terrain betrifft.

In Amarynthos erlaubte es die Kampagne von 2021, den Plan und die verschiedenen Phasen des Artemistempels zu präzisieren. Das Votivdepot aus dem Ende der archaischen Zeit, das im vergangenen Jahr entdeckt worden war, konnte praktisch komplett freigelegt werden. Wegen seines guten Erhaltungszustandes und seines grossen Reichtums zählt das Depot zu den spektakulärsten archäologischen Entdeckungen, welche in den vergangenen Jahren in Griechenland gemacht wurden, was auch durch das grosse mediale Interesse in Griechenland und in der Schweiz zum Ausdruck kommt.

Seit diesem Jahr wurde die Grabung in Amarynthos durch ein Prospektionsprojekt erweitert, mit dem Ziel, die Einbettung des Heiligtums in die antike Landschaft zu studieren. Trotz der starken Besiedlung der Region konnten im Osten der Stadt mehr als 300 Landparzellen, verteilt auf ein Gebiet von 12 km2, untersucht werden. Mehrere antike Siedlungen, Nekropolen sowie Spuren der Heiligen Strasse, welche Eretria mit dem Artemision verband, konnten lokalisiert und dokumentiert werden.
Im Süden Euböas wurde das Projekt über die «Drachenhäuser» (Drakospita) fortgesetzt. Die Grabung konzentrierte sich auf das drakospito von Ilkizes, das einige wichtige Informationen über seine Datierung und Funktion lieferte. Andere Komplexe bei Palli Lakka und Umgebung wurden architektonisch aufgenommen, um dadurch die Kenntnisse über diese rätselhaften Bauten zu erweitern.

Zu den Projekten der ESAG auf der Insel Euböa kamen im Jahr 2021 zwei neue Projekte hinzu. Das erste, in Zusammenarbeit mit der Ephorie von Piräus und den Inseln, hat zum Ziel, die Spuren der Bronze- und frühen Eisenzeit auf der Spitze des Berges Oros auf der Insel Ägina systematisch zu dokumentieren. An den Hängen dieses Berges liegt das bekannte Heiligtum des Zeus Hellanios.

Das zweite Projekt betrifft das berühmte Schiffswrack von Antikythera. In einer ersten Phase soll anhand der systematischen Studie der Dokumentation zu diesem Fund versucht werden, die Abfolge des Schiffsunterganges zu untersuchen. In einer späteren Phase sollen neue Unterwassergrabungen durchgeführt werden. Eine Vorbereitungskampagne fand im Oktober 2021 mit einer Taucherequipe statt, welche die Umgebung des Schiffswracks erforschte.

Diese Aktivitäten im Terrain, ergänzt durch die individuellen Forschungen der Mitarbeiter der ESAG, reflektieren die Dynamik der Schweizer Archäologie in Griechenland, im Jahr, in welchem das Gastland das zweihundertjährige Jubiläum des Beginns des griechischen Freiheitskampfes begeht.

Jahresbericht 2020

Trotz der Schwierigkeiten wegen der Covid-19 Pandemie und der furchtbaren Waldbrände, welche Griechenland und vor allem die Insel Euböa verwüstet haben, war das Jahr 2021 geprägt von dem Willen, eine Art Normalität wiederherzustellen, insbesondere was die Aktivitäten im Terrain betrifft.
In Amarynthos erlaubte es die Kampagne von 2021, den Plan und die verschiedenen Phasen des Artemistempels zu präzisieren. Das Votivdepot aus dem Ende der archaischen Zeit, das im vergangenen Jahr entdeckt worden war, konnte praktisch komplett freigelegt werden. Wegen seines guten Erhaltungszustandes und seines grossen Reichtums zählt das Depot zu den spektakulärsten archäologischen Entdeckungen, welche in den vergangenen Jahren in Griechenland gemacht wurden, was auch durch das grosse mediale Interesse in Griechenland und in der Schweiz zum Ausdruck kommt.
Seit diesem Jahr wurde die Grabung in Amarynthos durch ein Prospektionsprojekt erweitert, mit dem Ziel, die Einbettung des Heiligtums in die antike Landschaft zu studieren. Trotz der starken Besiedlung der Region konnten im Osten der Stadt mehr als 300 Landparzellen, verteilt auf ein Gebiet von 12 km2, untersucht werden. Mehrere antike Siedlungen, Nekropolen sowie Spuren der Heiligen Strasse, welche Eretria mit dem Artemision verband, konnten lokalisiert und dokumentiert werden.
Im Süden Euböas wurde das Projekt über die «Drachenhäuser» (Drakospita) fortgesetzt. Die Grabung konzentrierte sich auf das drakospito von Ilkizes, das einige wichtige Informationen über seine Datierung und Funktion lieferte. Andere Komplexe bei Palli Lakka und Umgebung wurden architektonisch aufgenommen, um dadurch die Kenntnisse über diese rätselhaften Bauten zu erweitern.
Zu den Projekten der ESAG auf der Insel Euböa kamen im Jahr 2021 zwei neue Projekte hinzu. Das erste, in Zusammenarbeit mit der Ephorie von Piräus und den Inseln, hat zum Ziel, die Spuren der Bronze- und frühen Eisenzeit auf der Spitze des Berges Oros auf der Insel Ägina systematisch zu dokumentieren. An den Hängen dieses Berges liegt das bekannte Heiligtum des Zeus Hellanios.
Das zweite Projekt betrifft das berühmte Schiffswrack von Antikythera. In einer ersten Phase soll anhand der systematischen Studie der Dokumentation zu diesem Fund versucht werden, die Abfolge des Schiffsunterganges zu untersuchen. In einer späteren Phase sollen neue Unterwassergrabungen durchgeführt werden. Eine Vorbereitungskampagne fand im Oktober 2021 mit einer Taucherequipe statt, welche die Umgebung des Schiffswracks erforschte.
Diese Aktivitäten im Terrain, ergänzt durch die individuellen Forschungen der Mitarbeiter der ESAG, reflektieren die Dynamik der Schweizer Archäologie in Griechenland, im Jahr, in welchem das Gastland das zweihundertjährige Jubiläum des Beginns des griechischen Freiheitskampfes begeht.

ERETRIA XXIV ERETRIA XXV

Jahresbericht 2019

Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht besonders: Auf der einen Seite schränkte die Covid-19 Pandemie unsere Aktivitäten massiv ein, auf der anderen gelang es der stark reduzierten Ausgrabungsequipe, im Heiligtum der Artemis Amarysia von Amarynthos einige wichtige Entdeckungen zu machen. Die Aktivitäten, welche für ein breiteres Publikum vorgesehen waren, mussten leider allesamt abgesagt werden, beginnend mit der Jahreskonferenz in Athen, die am 12. März stattgefunden hätte, über die 1. Augustfeier im Garten des Grabungshauses von Eretria, die öffentliche Präsentation der Grabungsergebnisse auf dem Dorfplatz von Amarynthos bis zur jährlichen, am 16. November geplanten Jahresversammlung des Beirats und der Mitarbeiter der ESAG. Ebenso mussten wir auf die Durchführung des «Tages der offenen Tür» im Grabungsgelände von Amarynthos sowie auf private und öffentliche Führungen durch das Grabungsgelände verzichten.

Nachdem sich die sanitäre Situation im Mai verbessert hatte und der Lockdown aufgehoben worden war, entschlossen wir uns, eine Grabungskampagne in Amarynthos durchzuführen, allerdings mit stark reduziertem Grabungsteam. Das Grabungspraktikum für Studierende der Schweizer Universitäten musste, um unnötige Reisen zu vermeiden, leider ausfallen. An der Grabung nahmen vor allem das sich bereits vor Ort befindende Personal sowie Studierende griechischer Universitäten teil, deren Anreise weniger problematisch war. Die Equipe musste sich während der gesamten, vom 20. Juli bis 28. August dauernden Grabungskampagne an strenge Sicherheitsmassnahmen halten, sowohl auf dem Grabungsfeld und im Museum von Eretria wie auch in der Freizeit. Dank dieser Massnahmen und dank der Bereitschaft der Grabungsequipe, die strengen Regeln auch einzuhalten, konnten Infizierungen mit dem Coronavirus vermieden werden.

Die von Tobias Krapf und Thierry Theurillat geleitete Grabungskampagne erbrachte trotz den genannten Einschränkungen einige überraschende Resultate. Zum einen wurden zwischen der Ost- und der Nordstoa drei kleinere, oikosförmige Gebäude freigelegt, zum andern gelang es, den lange gesuchten Tempel der Artemis mit Sicherheit zu lokalisieren. Im westlichen Teil des bereits in früheren Kampagnen teilweise freigelegten Gebäudes 6 stiessen wir auf ein bedeutendes Depot von Votivgaben, das sich aus Keramikgefässen, Metallobjekten, skarabäenförmigen Siegeln und anderen Kleinfunden zusammensetzte. Die Aufarbeitung dieses in der Übergangszeit vom 6. zum 5. Jh. angelegten Depots wird noch einige Zeit dauern, doch können wir in dem vorliegenden Bericht bereits einige Angaben zur Beschaffenheit des Depots machen.

Auch das von der ESAG im administrativen Bereich unterstützte Projekt der Unterwasserforschung in der Bucht von Kiladha fand in einer reduzierten Form statt, wie dem untenstehenden Bericht von Julien Beck und Andreas Sotiriou zu entnehmen ist.

Meine langjährigen Forschungen zu den enigmatischen «Drachenhäusern» von Süd-Euböa führten dazu, dass wir in diesem Jahr ein kleineres Projekt lancieren konnten, in welchem wir der Frage nach der Datierung und Funktion dieser Häuser nachgehen möchten. Die geplante Grabung im Drachenhaus von Ilkizes musste leider wegen Covid-19 ausfallen, das reduzierte Team mit Chloé Chezeaux, Jérôme André und Tobias Krapf konnte jedoch eine erste Reinigung des Gebäudes sowie die topographische Bauaufnahme durchführen. Die Grabung selber wurde auf das Jahr 2021 verschoben.

Die Publikationsreihe Eretria, Ausgrabungen und Forschungen ist seit diesem Jahr um zwei Bände reicher: Band XXIV, Guy Ackermann, «La céramique d’époque hellénistique» und Band XXV, Thierry Theurillat – Guy Ackermann – Marc Duret – Simone Zurbriggen, «Les thermes du centre».

ERETRIA XXIII

Jahresbericht 2018

Vom 25. 6. bis 3.8. fand die diesjährige Grabungskampagne in Amarynthos statt. Dieses Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland und der Ephorie der Altertümer von Euböa. Dank der Zuwendung des eidgenössischen Departementes für Wirtschaft, Bildung und Forschung konnten weitere, an das Grabungsareal angrenzende Grundstücke erworben werden, die eine Ausdehnung der Grabungen insbesondere nach Westen erlaubten. Dabei kamen nicht nur weitere Bauten des Heiligtums zum Vorschein, darunter ein Fundament, das vielleicht zu einem Altar gehört haben könnte, sondern auch mehrere Objekte, welche die Zuweisung des Heiligtums an Artemis auf schönste Art bestätigen. Die Rede ist vor allem von dem Bronzeköcher, der sicher zu einer Statuette der Artemis gehört hatte.

Eine zweite Grabung fand vom 20.8. bis 14.9. in der südlichen Palästra von Eretria unter der Leitung von Guy Ackermann und Geoffroy Luisoni statt. Dabei ging es vor allem um das Auffinden von Keramikscherben, welche die Datierung der einzelnen Bauphasen eingrenzen können. Dass dabei gleich mehrere kleine Depots, so genannte pyrai zum Vorschein kamen, war besonders erfreulich, zumal Sarah Paudex aktuell das Thema der pyrai von Eretria in ihrer Masterarbeit an der Universität Lausanne behandelt.

Wie in den vergangenen Jahren unterstützte die ESAG auch die von Julien Beck, Universität Genf, in Zusammenarbeit mit Angeliki Simosi, ehem. Vorsteherin der Ephorie für Unterwasser-Archäologie, und Despina Koutsoumba initiierte Unterwasser-Grabung in der Bucht von Lambayanna / Kiladha.

Jahresbericht 2017

Die Ausgrabungen der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland (ESAG) in Amarynthos haben in diesem Jahr hohe Wellen geschlagen. Wie die internationale Presse in zahlreichen Beiträgen vermeldete, konnte das Team in Amarynthos nach 10-jähriger Grabungstätigkeit die letzten Beweise erbringen, dass der in den vergangenen Jahren freigelegte Hallenbau (Stoa) tatsächlich Teil des lange gesuchten Heiligtums der Artemis Amarysia ist. Als erster Beweis kamen in der diesjährigen Grabungskampagne mehrere Ziegel zum Vorschein, auf welchen der Name ΑΡΤΕΜΙΔΟΣ (der Artemis) eingestempelt war. Eine Serie von Inschriften, welche in einer bisher noch rätselhaften Brunnenanlage gefunden wurden, nennen darüber hinaus Artemis, Apollon und Leto als Adressaten von Weihungen. Eine Serie von freigelegten Fundamenten bestätigt, dass solche Weihgeschenke in Form von Statuen oder Stelen vor der Front der Hallenbauten aufgestellt waren. Die letzten Zweifel, dass es sich bei den in Amarynthos gefundenen Ruinen um das Heiligtum der Artemis handelt, konnten demnach ausgeräumt werden.

Im Gymnasion von Eretria fand im Sommer die letzte der drei vorgesehenen Grabungskampagnen statt. Dabei ging es in erster Linie darum, die Räume im Süden des östliches Hofes freizulegen. In diesen Räumen wurden die Arme einer überlebensgrossen Marmorstatue gefunden, die wahrscheinlich zu einer Feldherrn-Statue gehörten.

Ebenfalls die letzte Kampagne wurde in dem Prospektions-Projekt in der Ebene von Mazi, dem Grenzgebiet zwischen Attika und Böotien, durchgeführt. Dieses Projekt, das von der ESAG administrativ unterstützt wird, steht unter der Leitung von Sylvian Fachard (American School of Classical Studies at Athens), in Zusammenarbeit mit der Ephorie der Altertümer von West-Attika, Piräus und den Inseln.

Die Unterwassergrabungen in der Bucht von Lambayanna (Kiladha, Peloponnes) fanden auch in diesem Jahr eine erfolgreiche Fortsetzung. In der von Julien Beck (Universität Genf) und Despina Koutsoumba (Ephorie für Unterwasser­Archäologie) geleiteten Kampagne wurden die Mauern verschiedener Gebäude der frühbronzezeitlichen Siedlung freigelegt.