Eretria XXII
Samuel Verdan, Das Heiligtum des Apollo Daphnephoros in der geometrischen Epoche (auf Französisch)
Die antike Stadt Eretria (Euböa, Griechenland), begann in der frühen Eisenzeit, genauer gesagt in der ersten Hälfte des 8. Jhd. v. Chr., zu wachsen. Zur gleichen Zeit wurde ein Heiligtum in der Mitte der Siedlung angelegt. Es handelte sich zunächst um einen einfachen Altar, wurde aber schnell mit mehreren Gebäude ausgebaut, zu denen auch das monumentale Bauwerk gehört, das als einer der frühsten städtischen Tempel der griechischen Welt gilt. Die religiösen Praktiken, die in der Sakralzone ausgeführt wurden, vermehrten sich Schritt für Schritt: Tieropfer und Bankette sind von Anfang an bezeugt, während Votivgaben und der Gebrauch von Ritualvasen erst später auftauchen. Die lokale Elite spielte eine zentrale Rolle in diesen Zeremonien, von denen manche dazu dienten, die Jugend in das Erwachsenenalter zu geleiten. Zusammen mit anderen Kultorten der griechischen Welt illustriert Eretria die wichtige Rolle der Religion in der Entstehung der griechischen Stadtstaaten.
Was die geometrische Epoche betrifft, kann die Identität der verehrten Gottheit im Heiligtum von Eretria nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Trotzdem lässt die Kontinuität des Kults, die sich in der Errichtung von mehreren aufeinander folgenden Tempeln äussert, darauf schliessen, dass es sich bereits um Apollo Daphnephoros handelt, einen Gott von grösster Wichtigkeit für die spätere Geschichte der Stadt Eretria.
Ohne schriftliche Zeugnisse ist die Archäologie die einzige Informationsquelle über die Entwicklung des Apolloheiligtum in der geometrischen Epoche. Basierend auf einer sorgfältigen Analyse der Funde präsentiert die vorliegende Studie eine Synthese der Schweizer Grabungen im Heiligtum zwischen 1964 und 2003 sowie eine Rezension ihrer letzten Interpretationen.
Beiträge von Spezialisten gewähren einen Einblick in tierische Überreste (S. Huber, P. Méniel und T. Theodoropoulou), Samenablagerungen (E. Margaritis) und die Bearbeitung von Gold (N. D. Meeks und P. T. Craddock).
Das Buch wurde im Jahr 2014 mit der Thorlet Medaille der Französischen Académie des Inscriptions et Belles-Lettres ausgezeichnet.
2013, 2 Bände auf Französisch mit Zusammenfassungen auf Deutsch, Englisch und Griechisch, Paperback, 22 x 30 cm, zahlreiche Abbildungen, s/w. Infolio Verlag, Gollion.
ISBN 978-2-88474-411-9
Über den Autor
Samuel Verdan führt einen Doktortitel der Universität Lausanne. Er leitete die Ausgrabungen im Apolloheiligtum von Eretria zwischen 1998 und 2003. Aktuell ist er ein wissenschaftlicher Partner der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland. Er hat mehrere Bücher und Artikel über die früheisenzeitliche Gesellschaft und Keramik publiziert.
Samuel.Verdan@unil.ch
Inhalt und Zusammenfassungen
Rezensionen