Jahresbericht 2021
Ausgrabungen und Forschungen
Trotz der Schwierigkeiten wegen der Covid-19 Pandemie und der furchtbaren Waldbrände, welche Griechenland und vor allem die Insel Euböa verwüstet haben, war das Jahr 2021 geprägt von dem Willen, eine Art Normalität wiederherzustellen, insbesondere was die Aktivitäten im Terrain betrifft.
In Amarynthos erlaubte es die Kampagne von 2021, den Plan und die verschiedenen Phasen des Artemistempels zu präzisieren. Das Votivdepot aus dem Ende der archaischen Zeit, das im vergangenen Jahr entdeckt worden war, konnte praktisch komplett freigelegt werden. Wegen seines guten Erhaltungszustandes und seines grossen Reichtums zählt das Depot zu den spektakulärsten archäologischen Entdeckungen, welche in den vergangenen Jahren in Griechenland gemacht wurden, was auch durch das grosse mediale Interesse in Griechenland und in der Schweiz zum Ausdruck kommt.
Seit diesem Jahr wurde die Grabung in Amarynthos durch ein Prospektionsprojekt erweitert, mit dem Ziel, die Einbettung des Heiligtums in die antike Landschaft zu studieren. Trotz der starken Besiedlung der Region konnten im Osten der Stadt mehr als 300 Landparzellen, verteilt auf ein Gebiet von 12 km2, untersucht werden. Mehrere antike Siedlungen, Nekropolen sowie Spuren der Heiligen Strasse, welche Eretria mit dem Artemision verband, konnten lokalisiert und dokumentiert werden.
Im Süden Euböas wurde das Projekt über die «Drachenhäuser» (Drakospita) fortgesetzt. Die Grabung konzentrierte sich auf das drakospito von Ilkizes, das einige wichtige Informationen über seine Datierung und Funktion lieferte. Andere Komplexe bei Palli Lakka und Umgebung wurden architektonisch aufgenommen, um dadurch die Kenntnisse über diese rätselhaften Bauten zu erweitern.
Zu den Projekten der ESAG auf der Insel Euböa kamen im Jahr 2021 zwei neue Projekte hinzu. Das erste, in Zusammenarbeit mit der Ephorie von Piräus und den Inseln, hat zum Ziel, die Spuren der Bronze- und frühen Eisenzeit auf der Spitze des Berges Oros auf der Insel Ägina systematisch zu dokumentieren. An den Hängen dieses Berges liegt das bekannte Heiligtum des Zeus Hellanios.
Das zweite Projekt betrifft das berühmte Schiffswrack von Antikythera. In einer ersten Phase soll anhand der systematischen Studie der Dokumentation zu diesem Fund versucht werden, die Abfolge des Schiffsunterganges zu untersuchen. In einer späteren Phase sollen neue Unterwassergrabungen durchgeführt werden. Eine Vorbereitungskampagne fand im Oktober 2021 mit einer Taucherequipe statt, welche die Umgebung des Schiffswracks erforschte.
Diese Aktivitäten im Terrain, ergänzt durch die individuellen Forschungen der Mitarbeiter der ESAG, reflektieren die Dynamik der Schweizer Archäologie in Griechenland, im Jahr, in welchem das Gastland das zweihundertjährige Jubiläum des Beginns des griechischen Freiheitskampfes begeht.
ἀποβάτης – Euböische Schriften für Karl Reber
Herausgegeben von Guy Ackermann – Tobias Krapf – Laureline Pop
Karl Reber bereist die griechische Insel Euböa seit mehr als vierzig Jahren und erforscht die Spuren ihrer Vergangenheit. Seit er 2007 Direktor der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland geworden ist, hat er mehrere Grabungen in Eretria und Amarynthos geleitet. Zum Anlass seines 65. Geburtstags und dem Antritt seines Ruhestands nach fünfzehn Jahren Professur an der Universität Lausanne, widmen ihm seine aktuellen und ehemaligen Student/‑innen eine Sammlung von Schriften unter dem Titel ἀποβάτης. Dieser Band vereinigt dreiundzwanzig Artikel zu alten Funden, neuen Entdeckungen und aktuellen Überlegungen zur Stadt Eretria, dem benachbarten Heiligtum der Artemis Amarysia und der euböischen Landschaft, von der mykenischen Epoche bis zur römischen Kaiserzeit.
ἀποβάτης onlinePersonalia
Am 1. Juli 2021 wurde mir die Ehre und das Privileg zuteil, die Funktion des Direktors der ESAG zu übernehmen. Dies gibt mir die Gelegenheit, meinem Vorgänger Karl Reber aufrichtig für seine tiefe Hingabe und sein Wohlwollen zu danken.
Eine andere grosse Änderung betrifft Valentina Di Napoli, Leiterin des administrativen Sekretariats der ESAG seit 2002, die uns verlässt, um eine Stelle als Professorin an der Universität Patras zu übernehmen. Wir gratulieren ihr für diese Nominierung und danken ihr für ihre exemplarische Arbeit, die insbesondere auch zur Professionalisierung unsrer Administration in Griechenland beigetragen hat. Wir sind froh, dass wir in Daphne Vlanti, Doktorin der Universität Oxford, eine kompetente Nachfolgerin gefunden haben.
Neu im Team begrüssen wir auch Sylvie Fournier, welche für die Kommunikation mit den Medien zuständig sein wird, und wir danken Tamara Saggini, die während des Sabbatical von Tobias Krapf das wissenschaftliche Sekretariat interimsmässig vom 1.12.2020 bis zum 30.6.2021 geführt hat.
Schliesslich sei mir erlaubt, den Mitgliedern der Stiftung der ESAG für das Vertrauen und das Wohlwollen zu danken, ebenso der Universität Lausanne, mit welcher die ESAG eine neue Konvention über die zukünftige Zusammenarbeit unterschrieben hat.
Dank
Antikendirektion im Ministerium für Kultur und Sport, Polyxeni Adam-Veleni (Dir.)
Departement für ausländische archäologische Schulen, Konstantina Benissi (Dir.), Sophia Spyropoulou
Ephorie für Altertümer der Insel Euböa, Angeliki Simosi (Dir.), Kostas Boukaras, Olga Kyriazi, Fani Stavroulaki, Stavroula Parissi
Schweizerische Botschaft in Griechenland, SE Olaf Kjelsen
Griechische Botschaft in der Schweiz, SE Ekaterini Xagorari
Gemeindeverwaltung von Eretria, Ioannis Dimitropoulos
Kulturverein Amarynthos, Antonios Karavas
Verein Gerani, Kostas Frangoulopoulos
Universität Lausanne, Fanny Bidal, Patrizia Ponti, Véronique Pedroli, Antonio Santangel, Dilek Güngör, Juanita Béguin, Sandrine Michoud
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung
Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation
Universität Lausanne und andere Universitäten der Schweiz
Fondation philanthropique Famille Sandoz, Fondation Stavros S. Niarchos, Stiftung Isaac Dreyfus-Bernheim, Ceramica-Stiftung, Société Académique Vaudoise, Fondation Théodore Lagonico, Fondation Afenduli.