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Mittwoch 2 Dezember 2020

Neuerscheinungen: ERETRIA XXIV und XXV

Die ERETRIA Reihe

Seit 1964 führt die Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland Forschungsarbeiten in der antiken Stadt Eretria auf der Insel Euböa durch. In der Reihe ERETRIA, deren erster Band 1968 erschien, werden die wichtigsten Ausgrabungen und Forschungsresultate der Schweizer Archäologen veröffentlicht.

ERETRIA Reihe

ERETRIA XXIV (2020)

Guy AckermannLa céramique d’époque hellénistique. Une chrono-typologie au service de l’histoire d’une ville grecque entre la fin du IVe et le Ier s. av. J.-C.

Mit seinen Heiligtümern, seinen öffentlichen Bauten, seinen Wohnquartieren und seinen Befestigungen gehört Eretria zu den Städten des antiken Griechenlands, die bisher am besten erforscht sind. Seit dem Ende des 19. Jh. wurden in zahlreichen Grabungen viele Überreste gefunden, darunter auch eine grosse Anzahl an hellenistischer Keramik, welche Gegenstand der vorliegenden Studie ist.

Das Erarbeiten einer Chrono-Typologie der in Eretria während der hellenistischen Zeit benutzten Keramik führt zu einer neuen Datierung von insgesamt 48 Fundensembles aus dem Ende des 4. bis zur Mitte des 1. Jh. v. Chr. Eine Vergleichsstudie zwischen lokaler und importierter Keramik erlaubt einerseits die Analyse der ökonomischen Situation Eretrias, die geprägt ist durch eine autarke, auf die Bedürfnisse des Marktes reagierende Töpfergemeinschaft, andererseits der Einbindung Eretrias in das Handelsnetzwerk, welche dazu führte, dass sich die Töpfer rasch an die zuerst aus Athen und aus Makedonien, später auch aus Kleinasien und aus dem Orient kommenden Innovationen anpassten.

Die neuen Datierungen der Zerstörungsschichten, der Brunnenverfüllungen sowie einiger Münzschätze haben zur Folge, dass die Geschichte Eretrias und ihres progressiven Niedergangs neu geschrieben werden muss. Die dichte Besiedlung, die bis zur Mitte oder zweiten Hälfte des 3. Jh. andauerte, wurde durch eine Phase mit spärlicher Besetzung des Wohnraumes inmitten von Ruinen und schliesslich durch einen Rückzug der Siedlung auf die Akropolis in der Mitte des 1. Jh. v. Chr. abgelöst. Auch wenn mehrere Wohnquartiere in der Mitte des 3. Jh. und im Jahr 86 v. Chr. von Verwüstungen heimgesucht wurden, kann man heute sagen, dass die Eroberungen der Stadt in den Jahren 267 und 198 v. Chr. offensichtlich nicht ganz so zerstörerisch gewesen waren, wie bisher angenommen.

 

2020, 2 Bände von 264 und 272 Seiten auf Französisch mit Zusammenfassungen auf Französisch, Deutsch, Englisch und Griechisch, Paperback, 22x30cm, zahlreiche farbigen Plänen und Abbildungen. Infolio Verlag, Gollion.

ISBN 978-2-88474-412-6

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Zum Autor
Guy Ackermann hat an der Universität Lausanne doktoriert und ist zur Zeit Mitglied der Ecole française d’Athènes mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Er hat von 2015 bis 2019 die Ausgrabungen im Gymnasion von Eretria geleitet und ist Co-Autor des eben erschienenen Bandes der Serie Eretria über die römischen Thermen (Eretria XXV, 2020).
Guy.Ackermann@efa.gr

ERETRIA XXV (2020)

Thierry Theurillat, Guy Ackermann, Marc Duret und Simone Zurbriggen, Les thermes du centre

Die in der Forschung lange Zeit vernachlässigte römische Phase der antiken Stadt Eretria wird nun durch mehrere, vor kurzem entdeckte öffentliche und kommerzielle Bauten fassbar. Die Freilegung der Thermen im Zentrum erlaubt es, Einblicke in die Romanisierung der Agglomeration und in die Lebensweise der Bevölkerung in den ersten Jahrhunderten des nachchristlichen Zeitalters zu gewinnen. Das vorliegende Werk stellt die Resultate der Grabungen der Schweizerischen archäologischen Schule in Griechenland zwischen 2009 und 2014 vor.

Erbaut kurz nach der Mitte des 2. Jh. n. Chr., weist diese bescheidene Badeinstallation einen traditionellen Plan «à la romaine» auf, mit einem Vestibül, das Zugang zu dem mit Mosaikboden und Marmorbänken ausstaffierten apodyterium gewährt, einem frigidarium mit Kaltwasserbassin sowie einer Serie von Räumen, die durch Hypokauste geheizt werden,  dem tepidarium, dem lagonicum und dem caldarium mit zwei Warmwasserbecken. Ein kleiner Peristylhof neben dem Vestibül diente als Ort der Entspannung und Erholung. Die Thermen wurden kurz nach der Mitte des 3. Jh. n. Chr. aufgegeben, in einer Periode, in der Griechenland allgemein eine turbulente Zeit durchlebte, von der vielleicht der Schatz mit 201 Antoninien zeugt, der in dem Abwasserkanal versteckt war.

In der Nähe befanden sich mehrere Öfen, in denen der Kalk zum Bau der Thermen hergestellt wurde. Nach Fertigstellen des Baus als Abfalldepots umfunktioniert, wurde darin ein reiches Material entsorgt, das sicher von dem Betrieb der Thermen stammt. Das Instrumentum, die Gefässe aus Keramik und Glas, die Lampen, Münzen sowie Reste der Fauna und Flora wurden durch Spezialisten analysiert.

In dem Buch findet sich auch eine Synthese der Geschichte Eretrias in der römischen Kaiserzeit sowie einen Überblick über die Entwicklung des Badewesens im antiken Griechenland.

Unter Mitarbeit von Rocco Tettamanti (Katalog), Benoît Dubosson (Mosaiken), Laureline Pop (Skulpturen), Marek Palaczyk (Amphoren), Solange Bernstein (Lampen), Brigitte Demierre Prikhodkine (Kalköfen, Glas), Sofia Raszy und Benoît Pittet (Kleinfunde), Marguerite Spoerri Butcher (Münzen), Tatiana Theodoropoulou (Meeresfauna), Angelos Gkotsinas (Fauna), Evi Margaritis und Clémence Pagnoux (Archäobotanik), Arnaud Coutelas (Mörtelanalysen), Despoina Kondopoulou, Irene Zananiri und Gwenaël Herve (archäomagnetische Datierungen).

 

2020, 2 Bände mit 232 und 172 Seiten, auf französisch mit Beiträgen in französisch, deutsch und englisch sowie Zusammenfassungen in französisch, deutsch, englisch und neugriechisch, broschiert, 22×30 cm, zahlreiche Illustrationen in Farbe. Infolio éditions, Gollion.

ISBN 978-2-88474-414-0

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Zu den Autoren

Thierry Theurillat ist der wissenschaftliche Sekretär der Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland. Er leitete die Ausgrabung der römischen Bäder in Eretria von 2009 bis 2014 und die dazugehörige Publikation.

Guy Ackermann ist Mitglied der École française d’Athènes. Er ist Autor eines Bandes in der Eretria Reihe über hellenistische Keramik aus Eretria (Eretria XXIV, 2020).

Marc Duret ist Spezialist für Handelsbeziehungen in der Römerzeit.

Simone Zurbriggen forscht im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Basel über die römische Keramik aus Eretria.